02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

65097 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2022<br />

In dem Sinne freilich, in welchem der Mensch bei<br />

der Zeugung aus nichts entsteht, wird er durch den<br />

Tod zu nichts. <strong>Die</strong>ses Nichts aber so ganz eigentlich<br />

kennen zu lernen, wäre sehr interessant; da nur mittelmäßiger<br />

Scharfsinn erfordert ist, einzusehn, daß dieses<br />

empirische Nichts keineswegs ein absolutes ist,<br />

d.h. ein solches, welches in jedem Sinne nichts wäre.<br />

Auf diese Einsicht leitet schon die empirische Bemerkung<br />

hin, daß alle Eigenschaften der Eltern sich im<br />

Erzeugten wiederfinden, <strong>als</strong>o den Tod überstanden<br />

haben. Hievon werde ich jedoch in einem eigenen Kapital<br />

reden.<br />

Es giebt keinen größern Kontrast, <strong>als</strong> den zwischen<br />

der unaufhaltsamen Flucht der Zeit, die ihren ganzen<br />

Inhalt mit sich fortreißt, <strong>und</strong> der starren Unbeweglichkeit<br />

des wirklich Vorhandenen, welches zu allen Zeiten<br />

das eine <strong>und</strong> selbe ist. Und faßt man, von diesem<br />

Gesichtspunkt aus, die unmittelbaren Vorgänge des<br />

Lebens recht objektiv ins Auge; so wird Einem das<br />

Nunc stans im Mittelpunkt des Rades der Zeit klar<br />

<strong>und</strong> sichtbar. – Einem unvergleichlich länger lebenden<br />

Auge, welches mit einem Blick das Menschengeschlecht,<br />

in seiner ganzen Dauer, umfaßte, würde der<br />

stete Wechsel von Geburt <strong>und</strong> Tod sich nur darstellen<br />

wie eine anhaltende Vibration, <strong>und</strong> demnach ihm gar<br />

nicht einfallen, darin ein stets neues Werden aus<br />

Nichts zu Nichts zu sehn; sondern ihm würde, gleich-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!