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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65067 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1992<br />

genen Wesens ist. Imgleichen verachten wir Den, in<br />

welchem die Erkenntniß in jenem Kampfe unterliegt,<br />

der daher dem Leben unbedingt anhängt, gegen den<br />

herannahenden Tod sich aufs Aeußerste sträubt <strong>und</strong><br />

ihn verzweifelnd empfängt:54 <strong>und</strong> doch spricht sich<br />

in ihm nur das ursprüngliche Wesen unsers Selbst<br />

<strong>und</strong> der Natur aus. Wie könnte, läßt sich hier beiläufig<br />

fragen, die gränzenlose Liebe zum Leben <strong>und</strong> das<br />

Bestreben, es auf alle Weise, so lange <strong>als</strong> möglich, zu<br />

erhalten, niedrig, verächtlich, desgleichen von den<br />

Anhängern jeder Religion <strong>als</strong> dieser unwürdig betrachtet<br />

werden, wenn dasselbe das mit Dank zu erkennende<br />

Geschenk gütiger Götter wäre? Und wie<br />

könnte sodann die Geringschätzung desselben groß<br />

<strong>und</strong> edel erscheinen? – Uns bestätigt sich inzwischen<br />

durch diese Betrachtungen: 1) daß der <strong>Wille</strong> zum<br />

Leben das Innerste Wesen des Menschen ist; 2) daß<br />

er an sich erkenntnißlos, blind ist; 3) daß die Erkenntniß<br />

ein ihm ursprünglich fremdes, hinzugekommenes<br />

Princip ist; 4) daß sie mit ihm streitet <strong>und</strong> unser Urtheil<br />

dem Siege der Erkenntniß über den <strong>Wille</strong>n Beifall<br />

giebt.<br />

Wenn was uns den Tod so schrecklich erscheinen<br />

läßt der Gedanke des Nichtseyns wäre; so müßten wir<br />

mit gleichem Schauder der Zeit gedenken, da wir noch<br />

nicht waren. Denn es ist unumstößlich gewiß, daß das<br />

Nichtseyn nach dem Tode nicht verschieden seyn<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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