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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63181 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 106<br />

des anschaulichen Motivs gänzlich anheimgefallen;<br />

ihn bestimmen abstrakte Begriffe unabhängig von der<br />

Gegenwart. Daher führt er überlegte Pläne aus, oder<br />

handelt nach Maximen, ohne Rücksicht auf die Umgebung<br />

<strong>und</strong> die zufälligen Eindrücke des Augenblicks:<br />

er kann daher z.B. mit Gelassenheit die künstlichen<br />

Anstalten zu seinem eigenen Tode treffen, kann<br />

sich verstellen, bis zur Unerforschlichkeit, <strong>und</strong> sein<br />

Geheimniß mit ins Grab nehmen, hat endlich eine<br />

wirkliche Wahl zwischen mehreren Motiven: denn<br />

nur in abstracto können solche, neben einander im<br />

Bewußtseyn gegenwärtig, die Erkenntniß bei sich führen,<br />

daß eines das andere ausschließt, <strong>und</strong> so ihre Gewalt<br />

über den <strong>Wille</strong>n gegen einander messen; wonach<br />

dann das überwiegende, indem es den Ausschlag<br />

giebt, die überlegte Entscheidung des <strong>Wille</strong>ns ist <strong>und</strong><br />

<strong>als</strong> ein sicheres Anzeichen seine Beschaffenheit k<strong>und</strong><br />

macht. Das Thier hingegen bestimmt der gegenwärtige<br />

Eindruck: nur die Furcht vor dem gegenwärtigen<br />

Zwange kann seine Begierde zähmen, bis jene Furcht<br />

endlich zur Gewohnheit geworden ist <strong>und</strong> nunmehr<br />

<strong>als</strong> solche es bestimmt: das ist Dressur. Das Thier<br />

empfindet <strong>und</strong> schaut an; der Mensch denkt überdies<br />

<strong>und</strong> weiß: Beide wollen. Das Thier theilt seine Empfindung<br />

<strong>und</strong> Stimmung mit, durch Geberde <strong>und</strong> Laut:<br />

der Mensch theilt dem andern Gedanken mit, durch<br />

Sprache, oder verbirgt Gedanken, durch Sprache.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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