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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64325 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1250<br />

Einsicht jedes Menschen nicht in den Begriffen <strong>und</strong><br />

dem Wissen in abstracto, sondern in dem Angeschauten<br />

<strong>und</strong> dem Grade der Schärfe, Richtigkeit <strong>und</strong><br />

Tiefe, mit dem er es aufgefaßt hat. Wer hierin excellirt,<br />

erkennt die (Platonischen) Ideen der <strong>Welt</strong> <strong>und</strong> des<br />

Lebens: jeder Fall, den er gesehn, repräsentirt ihm unzählige;<br />

er faßt immer mehr jedes Wesen seiner wahren<br />

Natur nach auf, <strong>und</strong> sein Thun, wie sein Urtheil,<br />

entspricht seiner Einsicht. Allmälig nimmt auch sein<br />

Antlitz den Ausdruck des richtigen Blickes, der wahren<br />

Vernünftigkeit <strong>und</strong>, wenn es weit kommt, der<br />

Weisheit an. Denn die Ueberlegenheit in der anschauenden<br />

Erkenntniß ist es allein, die ihren Stämpel auch<br />

den Gesichtszügen aufdrückt; während die in der abstrakten<br />

dies nicht vermag. Dem Gesagten gemäß finden<br />

wir unter allen Ständen Menschen von intellektueller<br />

Ueberlegenheit, <strong>und</strong> oft ohne alle Gelehrsamkeit.<br />

Denn natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von<br />

Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen<br />

Verstand. Der Gelehrte hat vor Solchen allerdings<br />

einen Reichthum von Fällen <strong>und</strong> Thatsachen (historische<br />

Kenntniß) <strong>und</strong> Kausalbestimmungen (Naturlehre),<br />

Alles in wohlgeordnetem, übersehbarem Zusammenhange,<br />

voraus; aber damit hat er doch noch nicht<br />

die richtigere <strong>und</strong> tiefere Einsicht in das eigentlich<br />

Wesentliche aller jener Fälle, Thatsachen <strong>und</strong> Kausalitäten.<br />

Der Ungelehrte von Scharfblick <strong>und</strong> Penetra-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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