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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64701 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1626<br />

im Hirnschädel. Da fragt man erstaunt: was ist dieses<br />

Gehirn, dessen Funktion ein solches Phänomen aller<br />

Phänomene hervorbringt? Was ist die Materie, die zu<br />

einer solchen Breimasse raffinirt <strong>und</strong> potenzirt werden<br />

kann, daß die Reizung einiger ihrer Partikeln zum bedingenden<br />

Träger des Daseyns einer objektiven <strong>Welt</strong><br />

wird? <strong>Die</strong> Scheu vor solchen Fragen trieb zur Hypostase<br />

der einfachen Substanz einer immateriellen<br />

Seele, die im Gehirn bloß wohnte. Wir sagen unerschrocken:<br />

auch diese Breimasse ist, wie jeder vegetabilische<br />

oder animalische Theil, ein organisches Gebilde,<br />

gleich allen ihren geringeren Anverwandten, in<br />

der schlechtem Behausung der Köpfe unserer unvernünftigen<br />

Brüder, bis zum geringsten, kaum noch apprehendirenden<br />

herab; jedoch ist jene organische<br />

Breimasse das letzte Produkt der Natur, welches alle<br />

übrigen schon voraussetzt. An sich selbst aber <strong>und</strong><br />

außerhalb der <strong>Vorstellung</strong> ist auch das Gehirn, wie<br />

Alles Andere, <strong>Wille</strong>. Denn Für-ein-Anderes-daseyn<br />

ist Vorgestelltwerden, Ansichseyn ist Wollen: hierauf<br />

eben beruht es, daß wir auf dem rein objektiven Wege<br />

nie zum Innern der Dinge gelangen; sondern, wenn<br />

wir von außen <strong>und</strong> empirisch ihr Inneres zu finden<br />

versuchen, dieses Innere, unter unsern Händen, stets<br />

wieder zu einem Aeußern wird, – das Mark des Baumes,<br />

so gut wie seine Rinde, das Herz des Thieres, so<br />

gut wie sein Fell, die Keimhaut <strong>und</strong> der Dotter des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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