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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63772 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 697<br />

ten, kaum daß man ihren Thaten trauen darf.« – So<br />

scharf streift demnach die Gränze des Rechts an die<br />

des Unrechts. Uebrigens halte ich es für überflüssig<br />

nachzuweisen, daß dieses Alles mit dem oben über<br />

die Unrechtmäßigkeit der Lüge, wie der Gewalt, Gesagten<br />

völlig übereinstimmt: auch kann es zur Aufklärung<br />

der seltsamen Theorien über die Nothlüge<br />

dienen.86<br />

Nach allem Bisherigen sind <strong>als</strong>o Unrecht <strong>und</strong><br />

Recht bloß moralische Bestimmungen, d.h. solche,<br />

welche hinsichtlich der Betrachtung des menschlichen<br />

Handelns <strong>als</strong> solchen, <strong>und</strong> in Beziehung auf die innere<br />

Bedeutung dieses Handelns an sich, Gültigkeit<br />

haben. <strong>Die</strong>se kündigt sich im Bewußtseyn unmittelbar<br />

an, dadurch, daß einerseits das Unrechtthun von<br />

einem Innern Schmerz begleitet ist, welcher das bloß<br />

gefühlte Bewußtseyn des Unrechtausübenden ist von<br />

der übermäßigen Stärke der Bejahung des <strong>Wille</strong>ns in<br />

ihm selbst, die bis zum Grade der Verneinung der<br />

fremden <strong>Wille</strong>nserscheinung geht; wie auch, daß er<br />

zwar <strong>als</strong> Erscheinung von dem Unrechtleidenden verschieden,<br />

an sich aber mit ihm identisch ist. <strong>Die</strong> weitere<br />

Auseinandersetzung dieser innern Bedeutung<br />

aller Gewissensangst kann erst weiter unten folgen.<br />

Der Unrechtleidende andererseits ist sich der Verneinung<br />

seines <strong>Wille</strong>ns, wie dieser schon durch seinen<br />

Leib <strong>und</strong> dessen natürliche Bedürfnisse, zu deren Be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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