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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63474 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 399<br />

was sich besonders naiv ausspricht in der bekannten<br />

Anekdote von jenem französischen Mathematiker, der<br />

nach Durchlesung der Iphigenia des Racine achselzuckend<br />

fragte: Qu'est-ce-que cela prouve? – Da ferner<br />

scharfe Auffassung der Beziehungen gemäß dem<br />

Gesetze der Kausalität <strong>und</strong> Motivation eigentlich die<br />

Klugheit ausmacht, die geniale Erkenntniß aber nicht<br />

auf die Relationen gerichtet ist; so wird ein Kluger,<br />

sofern <strong>und</strong> während er es ist, nicht genial, <strong>und</strong> ein Genialer,<br />

sofern <strong>und</strong> während er es ist, nicht klug seyn. –<br />

Endlich steht überhaupt die anschauliche Erkenntniß,<br />

in deren Gebiet die Idee durchaus liegt, der vernünftigen<br />

oder abstrakten, welche der Satz vom Gr<strong>und</strong>e des<br />

Erkennens leitet, gerade entgegen. Auch findet man<br />

bekanntlich selten große Genialität mit vorherrschender<br />

Vernünftigkeit gepaart, vielmehr sind umgekehrt<br />

geniale Individuen oft heftigen Affekten <strong>und</strong> unvernünftigen<br />

Leidenschaften unterworfen. Der Gr<strong>und</strong><br />

hievon ist dennoch nicht Schwäche der Vernunft, sondern<br />

theils ungewöhnliche Energie der ganzen <strong>Wille</strong>nserscheinung,<br />

die das geniale Individuum ist, <strong>und</strong><br />

welche sich durch Heftigkeit aller <strong>Wille</strong>nsakte äußert,<br />

theils Uebergewicht der anschauenden Erkenntniß<br />

durch Sinne <strong>und</strong> Verstand über die abstrakte, daher<br />

entschiedene Richtung auf das Anschauliche, dessen<br />

bei ihnen höchst energischer Eindruck die farblosen<br />

Begriffe so sehr überstrahlt, daß nicht mehr diese,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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