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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64905 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1830<br />

len, je nachdem es die Zwecke einer tief eindringenden<br />

Erkenntniß <strong>und</strong> des bedeutungsvollen Werkes,<br />

dadurch sie mitgetheilt werden soll, erfordern. Hierauf<br />

beruht der hohe Werth der Phantasie, <strong>als</strong> welche ein<br />

dem Genie unentbehrliches Werkzeug ist. Denn nur<br />

vermöge derselben kann dieses, je nach den Erfordernissen<br />

des Zusammenhanges seines Bildens, Dichtens,<br />

oder Denkens, jeden Gegenstand oder Vorgang<br />

sich in einem lebhaften Bilde vergegenwärtigen <strong>und</strong><br />

so stets frische Nahrung aus der Urquelle aller Erkenntniß,<br />

dem Anschaulichen, schöpfen. Der Phantasiebegabte<br />

vermag gleichsam Geister zu citiren, die<br />

ihm, zur rechten Zeit, die Wahrheiten offenbaren, welche<br />

die nackte Wirklichkeit der Dinge nur schwach,<br />

nur selten <strong>und</strong> dann meistens zur Unzeit darlegt. Zu<br />

ihm verhält sich daher der Phantasielose, wie zum<br />

freibeweglichen, ja geflügelten Thiere die an ihren<br />

Felsen gekittete Muschel, welche abwarten muß, was<br />

der Zufall ihr zuführt. Denn ein Solcher kennt keine<br />

andere, <strong>als</strong> die wirkliche Sinnesanschauung: bis sie<br />

kommt nagt er an Begriffen <strong>und</strong> Abstraktionen, welche<br />

doch nur Schaalen <strong>und</strong> Hülsen, nicht der Kern der<br />

Erkenntniß sind. Er wird nie etwas Großes leisten; es<br />

wäre denn im Rechnen <strong>und</strong> der Mathematik. – <strong>Die</strong><br />

Werke der bildenden Künste <strong>und</strong> der Poesie, imgleichen<br />

die Leistungen der Mimik, können auch angesehn<br />

werden <strong>als</strong> Mittel, Denen, die keine Phantasie<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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