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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64982 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1907<br />

Bewußtseyn lag. So übten sie beständig ihr Urtheil an<br />

allen Formen <strong>und</strong> Gliedern, bis zu den feinsten Nüancen<br />

derselben herab; wodurch denn allmälig ihre ursprünglich<br />

nur dumpfe Anticipation des Ide<strong>als</strong><br />

menschlicher Schönheit zu solcher Deutlichkeit des<br />

Bewußtseyns erhoben werden konnte, daß sie fähig<br />

wurden, dasselbe im Kunstwerk zu objektiviren. –<br />

Auf ganz analoge Weise ist dem Dichter, zur Darstellung<br />

der Charaktere, eigene Erfahrung nützlich <strong>und</strong><br />

nöthig. Denn obgleich er nicht nach der Erfahrung<br />

<strong>und</strong> empirischen Notizen arbeitet, sondern nach dem<br />

klaren Bewußtseyn des Wesens der Menschheit, wie<br />

er solches in seinem eigenen Innern findet; so dient<br />

doch diesem Bewußtseyn die Erfahrung zum Schema,<br />

giebt ihm Anregung <strong>und</strong> Uebung. Sonach erhält seine<br />

Erkenntniß der menschlichen Natur <strong>und</strong> ihrer Verschiedenheiten,<br />

obwohl sie in der Hauptsache a priori<br />

<strong>und</strong> anticipirend verfährt, doch erst durch die Erfahrung<br />

Leben, Bestimmtheit <strong>und</strong> Umfang. – Dem so bew<strong>und</strong>erungswürdigen<br />

Schönheitssinn der Griechen<br />

aber, welcher sie allein, unter allen Völkern der Erde,<br />

befähigte, den wahren Normaltypus der menschlichen<br />

Gestalt herauszufinden <strong>und</strong> demnach die Musterbilder<br />

der Schönheit <strong>und</strong> Grazie für alle Zeiten zur Nachahmung<br />

aufzustellen, können wir, auf unser voriges<br />

Buch <strong>und</strong> Kapitel 44 im folgenden uns stützend, noch<br />

tiefer auf den Gr<strong>und</strong> gehn, <strong>und</strong> sagen: Das Selbe, was,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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