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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63752 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 677<br />

das Gleichgewicht hält <strong>und</strong> dem <strong>Wille</strong>n zum Leben,<br />

trotz dem Tode des Individuums, auf alle Zeit das<br />

Leben sichert <strong>und</strong> verbürgt; welches auszudrücken die<br />

Inder dem Todesgott Schiwa den Lingam zum Attribut<br />

gaben. Wir haben daselbst auch ausgeführt, wie<br />

der mit vollkommener Besonnenheit auf dem Standpunkt<br />

entschiedener Bejahung des Lebens Stehende<br />

dem Tode furchtlos entgegensieht. Daher hier nichts<br />

mehr davon. Ohne klare Besonnenheit stehn die meisten<br />

Menschen auf diesem Standpunkt <strong>und</strong> bejahen<br />

fortdauernd das Leben. Als Spiegel dieser Bejahung<br />

steht die <strong>Welt</strong> da, mit unzähligen Individuen, in endloser<br />

Zeit <strong>und</strong> endlosem Raum, <strong>und</strong> endlosem Leiden,<br />

zwischen Zeugung <strong>und</strong> Tod ohne Ende. – Es ist hierüber<br />

jedoch von keiner Seite weiter eine Klage zu erheben:<br />

denn der <strong>Wille</strong> führt das große Trauer- <strong>und</strong><br />

Lustspiel auf eigene Kosten auf, <strong>und</strong> ist auch sein eigener<br />

Zuschauer. <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> ist gerade eine solche, weil<br />

der <strong>Wille</strong>, dessen Erscheinung sie ist, ein solcher ist,<br />

weil er so will. Für die Leiden ist die Rechtfertigung<br />

die, daß der <strong>Wille</strong> auch auf diese Erscheinung sich<br />

selbst bejaht; <strong>und</strong> diese Bejahung ist gerechtfertigt<br />

<strong>und</strong> ausgeglichen dadurch, daß er die Leiden trägt. Es<br />

eröffnet sich uns schon hier ein Blick auf die ewige<br />

Gerechtigkeit, im Ganzen; wir werden sie weiterhin<br />

näher <strong>und</strong> deutlicher auch im Einzelnen erkennen.<br />

Doch wird zuvor noch von der zeitlichen oder<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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