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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64488 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1413<br />

fassung des Wesens der Natur fähig <strong>und</strong> dadurch im<br />

Stande waren, dem metaphysischen Bedürfniß auf<br />

eine würdigere Weise zu genügen: so entstanden in<br />

den Urvätern der Brahmanen, den Rischis, die fast<br />

übermenschlichen Konceptionen, welche später in den<br />

Upanischaden der Veden niedergelegt wurden.<br />

Niem<strong>als</strong> hingegen hat es an Leuten gefehlt, welche<br />

auf jenes metaphysische Bedürfniß des Menschen<br />

ihren Unterhalt zu gründen <strong>und</strong> dasselbe möglichst<br />

auszubeuten bemüht waren; daher es unter allen Völkern<br />

Monopolisten <strong>und</strong> Generalpächter desselben<br />

giebt: die Priester. Ihr Gewerbe mußte ihnen jedoch<br />

überall dadurch gesichert werden, daß sie das Recht<br />

erhielten, ihre metaphysischen Dogmen den Menschen<br />

sehr früh beizubringen, ehe noch die Urtheilskraft aus<br />

ihrem Morgenschlummer erwacht ist, <strong>als</strong>o in der ersten<br />

Kindheit: denn da haftet jedes wohl eingeprägte<br />

Dogma, sei es auch noch so unsinnig, auf immer. Hätten<br />

sie zu warten, bis die Urtheilskraft reif ist; so würden<br />

ihre Privilegien nicht bestehn können.<br />

Eine zweite, wiewohl nicht zahlreiche Klasse von<br />

Leuten, welche ihren Unterhalt aus dem metaphysischen<br />

Bedürfniß der Menschen zieht, machen die aus,<br />

welche von der Philosophie leben: bei den Griechen<br />

hießen sie Sophisten, bei den Neuern Professoren der<br />

Philosophie. Aristoteles zählt (Metaph. II, 2) den Aristipp<br />

unbedenklich den Sophisten bei: den Gr<strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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