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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63709 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 634<br />

<strong>Die</strong>se sehn wir <strong>als</strong>dann in stetem Leiden begriffen <strong>und</strong><br />

ohne bleibendes Glück. Denn alles Streben entspringt<br />

aus Mangel, aus Unzufriedenheit mit seinem Zustande,<br />

ist <strong>als</strong>o Leiden, so lange es nicht befriedigt ist;<br />

keine Befriedigung aber ist dauernd, vielmehr ist sie<br />

stets nur der Anfangspunkt eines neuen Strebens. Das<br />

Streben sehn wir überall vielfach gehemmt, überall<br />

kämpfend; so lange <strong>als</strong>o immer <strong>als</strong> Leiden: kein letztes<br />

Ziel des Strebens, <strong>als</strong>o kein Maaß <strong>und</strong> Ziel des<br />

Leidens.<br />

Was wir aber so nur mit geschärfter Aufmerksamkeit<br />

<strong>und</strong> mit Anstrengung in der erkenntnißlosen<br />

Natur entdecken, tritt uns deutlich entgegen in der erkennenden,<br />

im Leben der Thierheit, dessen stetes Leiden<br />

leicht nachzuweisen ist. Wir wollen aber, ohne<br />

auf dieser Zwischenstufe zu verweilen, uns dahin<br />

wenden, wo, von der hellsten Erkenntniß beleuchtet.<br />

Alles aufs deutlichste hervortritt, im Leben des Menschen.<br />

Denn wie die Erscheinung des <strong>Wille</strong>ns vollkommener<br />

wird, so wird auch das Leiden mehr <strong>und</strong><br />

mehr offenbar. In der Pflanze ist noch keine Sensibilität,<br />

<strong>als</strong>o kein Schmerz: ein gewiß sehr geringer Grad<br />

von Beiden wohnt den untersten Thieren, den Infusorien<br />

<strong>und</strong> Radiarien ein: sogar in den Insekten ist die<br />

Fähigkeit zu empfinden <strong>und</strong> zu leiden noch beschränkt:<br />

erst mit dem vollkommenen Nervensystem<br />

der Wirbelthiere tritt sie in hohem Grade ein, <strong>und</strong> in<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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