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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65209 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2134<br />

Rolle am bedeutendesten ist; aber den innern Hergang<br />

dabei können wir, wie alles Innere, allein an uns<br />

selbst kennen lernen. Nun meint man zwar, der<br />

Mensch habe fast gar keinen Instinkt, allenfalls bloß<br />

den, daß das Neugeborene die Mutterbrust sucht <strong>und</strong><br />

ergreift. Aber in der That haben wir einen sehr bestimmten,<br />

deutlichen, ja komplicirten Instinkt, nämlich<br />

den der so feinen, ernstlichen <strong>und</strong> eigensinnigen<br />

Auswahl des andern Individuums zur Geschlechtsbefriedigung.<br />

Mit dieser Befriedigung an sich selbst,<br />

d.h. sofern sie ein auf dringendem Bedürfniß des Individuums<br />

beruhender sinnlicher Genuß ist, hat die<br />

Schönheit oder Häßlichkeit des andern Individuums<br />

gar nichts zu schaffen. <strong>Die</strong> dennoch so eifrig verfolgte<br />

Rücksicht auf diese, nebst der daraus entspringenden<br />

sorgsamen Auswahl, bezieht sich <strong>als</strong>o offenbar nicht<br />

auf den Wählenden selbst, obschon er es wähnt, sondern<br />

auf den wahren Zweck, auf das zu Erzeugende,<br />

<strong>als</strong> in welchem der Typus der Gattung möglichst rein<br />

<strong>und</strong> richtig erhalten werden soll. Nämlich durch tausend<br />

physische Zufälle <strong>und</strong> moralische Widerwärtigkeiten<br />

entstehn gar vielerlei Ausartungen der menschlichen<br />

Gestalt: dennoch wird der ächte Typus derselben,<br />

in allen seinen Theilen, immer wieder hergestellt;<br />

welches geschieht unter der Leitung des Schönheitssinnes,<br />

der durchgängig dem Geschlechtstriebe vorsteht,<br />

<strong>und</strong> ohne welchen dieser zum ekelhaften Be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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