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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64638 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1563<br />

the schätzten. Auf diesen unaussprechlichen horror<br />

mortis gründet sich auch der Lieblingssatz aller gewöhnlichen<br />

Köpfe, daß wer sich das Leben nimmt<br />

verrückt seyn müsse, nicht weniger jedoch das mit<br />

einer gewissen Bew<strong>und</strong>erung verknüpfte Erstaunen,<br />

welches diese Handlung, selbst in denkenden Köpfen,<br />

jedesmal hervorruft, weil dieselbe der Natur alles Lebenden<br />

so sehr entgegenläuft, daß wir Den, welcher<br />

sie zu vollbringen vermochte, in gewissem Sinne bew<strong>und</strong>ern<br />

müssen, ja sogar eine gewisse Beruhigung<br />

darin finden, daß, auf die schlimmsten Fälle, dieser<br />

Ausweg wirklich offen steht, <strong>als</strong> woran wir zweifeln<br />

könnten, wenn es nicht die Erfahrung bestätigte. Denn<br />

der Selbstmord geht von einem Beschlüsse des Intellekts<br />

aus: unser Lebenwollen aber ist ein prius des Intellekts.<br />

– Auch diese Betrachtung <strong>als</strong>o, welche Kapitel<br />

28 ausführlich zur Sprache kommt, bestätigt das<br />

Primat des <strong>Wille</strong>ns im Selbstbewußtsein.<br />

12) Hingegen beweist nichts deutlicher die sek<strong>und</strong>äre,<br />

abhängige, bedingte Natur des Intellekts, <strong>als</strong><br />

seine periodische Intermittenz. Im tiefen Schlaf hört<br />

alles Erkennen <strong>und</strong> Vorstellen gänzlich auf. Allein der<br />

Kern unsers Wesens, das Metaphysische desselben,<br />

welches die organischen Funktionen <strong>als</strong> ihr primum<br />

mobile nothwendig voraussetzen, darf nie pausiren,<br />

wenn nicht das Leben aufhören soll, <strong>und</strong> ist auch, <strong>als</strong><br />

ein Metaphysisches, mithin Unkörperliches, keiner<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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