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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65249 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2174<br />

heit der meisten Menschen mag zum Theil ihren<br />

Gr<strong>und</strong> darin haben, daß die Ehen gewöhnlich nicht<br />

aus reiner Wahl <strong>und</strong> Neigung, sondern aus allerlei äußern<br />

Rücksichten <strong>und</strong> nach zufälligen Umständen geschlossen<br />

werden. Wird jedoch neben der Konvenienz<br />

auch die Neigung in gewissem Grade berücksichtigt;<br />

so ist dies gleichsam eine Abfindung mit dem Genius<br />

der Gattung. Glückliche Ehen sind bekanntlich selten;<br />

eben weil es im Wesen der Ehe liegt, daß ihr Hauptzweck:<br />

nicht die gegenwärtige, sondern die kommende<br />

Generation ist. Indessen sei zum Tröste zarter <strong>und</strong><br />

liebender Gemüther noch hinzugefügt, daß bisweilen<br />

der leidenschaftlichen Geschlechtsliebe sich ein Gefühl<br />

ganz andern Ursprungs zugesellt, nämlich wirkliche,<br />

auf Uebereinstimmung der Gesinnung gegründete<br />

Fre<strong>und</strong>schaft, welche jedoch meistens erst dann hervortritt,<br />

wann die eigentliche Geschlechtsliebe in der<br />

Befriedigung erloschen ist. Jene wird <strong>als</strong>dann meistens<br />

daraus entspringen, daß die einander ergänzenden<br />

<strong>und</strong> entsprechenden physischen, moralischen <strong>und</strong><br />

intellektuellen Eigenschaften beider Individuen, aus<br />

welchen, in Rücksicht auf das zu Erzeugende, die Geschlechtsliebe<br />

entstand, eben auch in Beziehung auf<br />

die Individuen selbst, <strong>als</strong> entgegengesetzte Temperamentseigenschaften<br />

<strong>und</strong> geistige Vorzüge sich zu einander<br />

ergänzend verhalten <strong>und</strong> dadurch eine Harmonie<br />

der Gemüther begründen. –<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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