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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63172 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 97<br />

gehaltenem Ton <strong>und</strong> lebhaftem Eifer vorgetragen <strong>und</strong><br />

mit beredter Polemik schwachen Gegnern gegenüber<br />

vertheidigt, glänzen konnte <strong>und</strong> etwas zu seyn schien.<br />

Aber der ächte Ernst, der, allen äußeren Einflüssen<br />

unzugänglich, sein Ziel, die Wahrheit, unverwandt im<br />

Auge behält, fehlte diesem, wie allen ähnlichen, sich<br />

in die Umstände schickenden Philosophen, gänzlich.<br />

Dem konnte freilich nicht anders seyn. Der Philosoph<br />

nämlich wird es immer durch eine Perplexität, welcher<br />

er sich zu entwinden sucht, <strong>und</strong> welche des<br />

Plato's thaumazein, das er ein mala philosophikon<br />

nennt, ist. Aber hier scheidet die unächten Philosophen<br />

von den ächten dieses, daß letzteren aus dem<br />

Anblick der <strong>Welt</strong> selbst jene Perplexität erwächst,<br />

jenen ersteren hingegen nur aus einem Buche, einem<br />

vorliegenden Systeme: dieses war denn auch Fichtes<br />

Fall, da er bloß über Kants Ding an sich zum Philosophen<br />

geworden ist <strong>und</strong> ohne dasselbe höchst wahrscheinlich<br />

ganz andere Dinge mit viel besserem Erfolg<br />

getrieben hätte, da er bedeutendes rhetorisches<br />

Talent besaß. Wäre er jedoch in den Sinn des Buches,<br />

das ihn zum Philosophen gemacht hat, die Kritik der<br />

reinen Vernunft, nur irgend tief gedrungen; so würde<br />

er verstanden haben, daß ihre Hauptlehre, dem Geiste<br />

nach, diese ist: daß der Satz vom Gr<strong>und</strong>e nicht, wie<br />

alle scholastische Philosophie will, eine veritas aeterna<br />

ist, d.h. nicht eine unbedingte Gültigkeit vor,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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