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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64309 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1234<br />

der anschaulichen <strong>Welt</strong>, wo nur das Mögliche, ja,<br />

nur das Wirkliche Raum findet: hingegen in die abstrakten<br />

Begriffe, in die Gedanken <strong>und</strong> Worte, geht<br />

alles nur Ersinnliche, mithin auch das F<strong>als</strong>che, das<br />

Unmögliche, das Absurde, das Unsinnige. Da nun<br />

Vernunft Allen, Urtheilskraft Wenigen zu Theil geworden;<br />

so ist die Folge, daß der Mensch dem Wahne<br />

offen steht, indem er allen nur erdenklichen Chimären<br />

Preis gegeben ist, die man ihm einredet, <strong>und</strong> die, <strong>als</strong><br />

Motive seines Wollens wirkend, ihn zu Verkehrtheiten<br />

<strong>und</strong> Thorheiten jeder Art, zu den unerhörtesten<br />

Extravaganzen, wie auch zu den seiner thierischen<br />

Natur widerstrebendesten Handlungen bewegen können.<br />

Eigentliche Bildung, bei welcher Erkenntniß <strong>und</strong><br />

Unheil Hand in Hand gehn, kann nur Wenigen zugewandt<br />

werden, <strong>und</strong> noch Wenigere sind fähig sie aufzunehmen.<br />

Für den großen Haufen tritt überall an ihre<br />

Stelle eine Art Abrichtung: sie wird bewerkstelligt<br />

durch Beispiel, Gewohnheit <strong>und</strong> sehr frühzeitiges, festes<br />

Einprägen gewisser Begriffe, ehe irgend Erfahrung,<br />

Verstand <strong>und</strong> Urtheilskraft dawären, das Werk<br />

zu stören. So werden Gedanken eingeimpft, die nachher<br />

so fest <strong>und</strong> durch keine Belehrung zu erschüttern<br />

haften, <strong>als</strong> wären sie angeboren, wofür sie auch oft,<br />

selbst von Philosophen, angesehn worden sind. Auf<br />

diesem Wege kann man, mit gleicher Mühe, den Menschen<br />

das Richtige <strong>und</strong> Vernünftige, oder auch das<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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