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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65125 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2050<br />

den von den zeitlichen Hergängen des Entstehns <strong>und</strong><br />

Vergehns getroffen, nicht aber das Erscheinende, das<br />

Wesen an sich. Für dieses existirt der durch das Gehirn<br />

bedingte Gegensatz von Entstehn <strong>und</strong> Vergehn<br />

gar nicht, sondern hat hier Sinn <strong>und</strong> Bedeutung verloren.<br />

Dasselbe bleibt <strong>als</strong>o unangefochten vom zeitlichen<br />

Ende einer zeitlichen Erscheinung <strong>und</strong> behält<br />

stets dasjenige Daseyn, auf welches die Begriffe von<br />

Anfang, Ende <strong>und</strong> Fortdauer nicht anwendbar sind.<br />

Dasselbe aber ist, so weit wir es verfolgen können, in<br />

jedem erscheinenden Wesen der <strong>Wille</strong> desselben: so<br />

auch im Menschen. Das Bewußtseyn hingegen besteht<br />

im Erkennen: dieses aber gehört, wie genugsam nachgewiesen,<br />

<strong>als</strong> Thätigkeit des Gehirns, mithin <strong>als</strong><br />

Funktion des Organismus, der bloßen Erscheinung<br />

an, endigt daher mit dieser: der <strong>Wille</strong> allein, dessen<br />

Werk oder vielmehr Abbild der Leib war, ist das Unzerstörbare.<br />

<strong>Die</strong> strenge Unterscheidung des <strong>Wille</strong>ns<br />

von der Erkenntniß, nebst dem Primat des erstern,<br />

welche den Gr<strong>und</strong>charakter meiner Philosophie ausmacht,<br />

ist daher der alleinige Schlüssel zu dem sich<br />

auf mannigfaltige Weise k<strong>und</strong> gebenden <strong>und</strong> in<br />

jedem, sogar dem ganz rohen Bewußtseyn stets von<br />

Neuern aufsteigenden Widerspruch, daß der Tod<br />

unser Ende ist, <strong>und</strong> wir dennoch ewig <strong>und</strong> unzerstörbar<br />

seyn müssen, <strong>als</strong>o dem sentimus, experimurque<br />

nos aeternos esse des Spinoza. Alle Philosophen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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