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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63747 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 672<br />

zum Leben, rein <strong>und</strong> ohne weitem Zusatz (etwan von<br />

Verneinung fremder Individuen) ausspricht; <strong>und</strong> nun<br />

in der Zeit <strong>und</strong> Kausalreihe, d.h. in der Natur, erscheint<br />

<strong>als</strong> Folge des Akts ein neues Leben: vor den<br />

Erzeuger stellt sich der Erzeugte, in der Erscheinung<br />

von jenem verschieden, aber an sich, oder der Idee<br />

nach, mit ihm identisch. Daher ist es dieser Akt,<br />

durch den die Geschlechter der Lebenden sich jedes<br />

zu einem Ganzen verbinden <strong>und</strong> <strong>als</strong> solches perpetuiren.<br />

<strong>Die</strong> Zeugung ist in Beziehung auf den Erzeuger<br />

nur der Ausdruck, das Symptom, seiner entschiedenen<br />

Bejahung des <strong>Wille</strong>ns zum Leben: in Beziehung auf<br />

den Erzeugten ist sie nicht etwan der Gr<strong>und</strong> des <strong>Wille</strong>ns,<br />

der in ihm erscheint, da der <strong>Wille</strong> an sich weder<br />

Gr<strong>und</strong> noch Folge kennt; sondern sie ist, wie alle Ursache,<br />

nur Gelegenheitsursache der Erscheinung dieses<br />

<strong>Wille</strong>ns zu dieser Zeit an diesem Ort. Als Ding an<br />

sich ist der <strong>Wille</strong> des Erzeugers <strong>und</strong> der des Erzeugten<br />

nicht verschieden; da nur die Erscheinung, nicht<br />

das Ding an sich, dem principio individuationis unterworfen<br />

ist. Mit jener Bejahung über den eigenen<br />

Leib hinaus, <strong>und</strong> bis zur Darstellung eines neuen, ist<br />

auch Leiden <strong>und</strong> Tod, <strong>als</strong> zur Erscheinung des Lebens<br />

gehörig, aufs Neue mitbejaht <strong>und</strong> die durch die vollkommenste<br />

Erkenntnißfähigkeit herbeigeführte Möglichkeit<br />

der Erlösung diesmal für fruchtlos erklärt.<br />

Hier liegt der tiefe Gr<strong>und</strong> der Schaam über das Zeu-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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