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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64636 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1561<br />

eigenstes Selbst. Unser wahres Selbst, der Kern unsers<br />

Wesens, ist Das, was hinter jenem steckt <strong>und</strong> eigentlich<br />

nichts Anderes kennt, <strong>als</strong> wollen <strong>und</strong> nichtwollen,<br />

zufrieden <strong>und</strong> unzufrieden seyn, mit allen Modifikationen<br />

der Sache, die man Gefühle, Affekte <strong>und</strong><br />

Leidenschaften nennt. <strong>Die</strong>s ist Das, was jenes Andere<br />

hervorbringt; nicht mitschläft, wann jenes schläft, <strong>und</strong><br />

eben so, wann dasselbe im Tode untergeht, unversehrt<br />

bleibt. – Alles hingegen, was der Erkenntniß angehört,<br />

ist der Vergessenheit ausgesetzt: selbst die<br />

Handlungen von moralischer Bedeutsamkeit sind uns,<br />

nach Jahren, bisweilen nicht vollkommen erinnerlich,<br />

<strong>und</strong> wir wissen nicht mehr genau <strong>und</strong> ins Einzelne,<br />

wie wir in einem kritischen Fall gehandelt haben.<br />

Aber der Charakter selbst, von dem die Thaten bloß<br />

Zeugniß ablegen, kann von uns nicht vergessen werden:<br />

er ist jetzt noch ganz der selbe, wie dam<strong>als</strong>. Der<br />

<strong>Wille</strong> selbst, allein <strong>und</strong> für sich, beharrt: denn er allein<br />

ist unveränderlich, unzerstörbar, nicht alternd,<br />

nicht physisch, sondern metaphysisch, nicht zur Erscheinung<br />

gehörig, sondern das Erscheinende selbst.<br />

Wie auf ihm auch die Identität des Bewußtseins, so<br />

weit sie geht, beruht, habe ich oben, Kapitel 15, nachgewiesen,<br />

brauche mich <strong>als</strong>o hier nicht weiter damit<br />

aufzuhalten.<br />

11) Aristoteles sagt beiläufig, im Buch über die<br />

Vergleichung des Wünschenswerthen: »gut leben ist<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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