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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63618 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 543<br />

vom Erreichen eines niedrigen Zweckes unter Mühsäligkeiten<br />

<strong>und</strong> Plackereien zu reden. – <strong>Die</strong> Unerschöpflichkeit<br />

möglicher Melodien entspricht der Unerschöpflichkeit<br />

der Natur an Verschiedenheit der Individuen,<br />

Physiognomien <strong>und</strong> Lebensläufen. Der Uebergang<br />

aus einer Tonart in eine ganz andere, da er den<br />

Zusammenhang mit dem Vorhergegangenen ganz aufhebt,<br />

gleicht dem Tode, sofern in ihm das Individuum<br />

endet; aber der <strong>Wille</strong>, der in diesem erschien, nach<br />

wie vor lebt, in andern Individuen erscheinend, deren<br />

Bewußtsein jedoch mit dem des erstem keinen Zusammenhang<br />

hat.<br />

Man darf jedoch bei der Nachweisung aller dieser<br />

vorgeführten Analogien nie vergessen, daß die Musik<br />

zu ihnen kein direktes, sondern nur ein mittelbares<br />

Verhältniß hat; da sie nie die Erscheinung, sondern<br />

allein das innere Wesen, das Ansich aller Erscheinung,<br />

den <strong>Wille</strong>n selbst, ausspricht. Sie drückt daher<br />

nicht diese oder jene einzelne <strong>und</strong> bestimmte Freude,<br />

diese oder jene Betrübniß, oder Schmerz, oder Entsetzen,<br />

oder Jubel, oder Lustigkeit, oder Gemüthsruhe<br />

aus; sondern die Freude, die Betrübniß, den Schmerz,<br />

das Entsetzen, den Jubel, die Lustigkeit, die Gemüthsruhe<br />

selbst, gewissermaaßen in abstracto, das<br />

Wesentliche derselben, ohne alles Beiwerk, <strong>als</strong>o auch<br />

ohne die Motive dazu. Dennoch verstehn wir sie, in<br />

dieser abgezogenen Quintessenz vollkommen. Hier-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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