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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64708 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1633<br />

Daher stammt denn auch die Verachtung, mit welcher<br />

noch jetzt von den Philosophieprofessoren die »Sinnlichkeit«<br />

<strong>und</strong> das »Sinnliche« erwähnt, ja, zur Hauptquelle<br />

der Immoralität gemacht werden; während gerade<br />

die Sinne, da sie im Verein mit den apriorischen<br />

Funktionen des Intellekts, die Anschauung hervorbringen,<br />

die lautere <strong>und</strong> unschuldige Quelle aller unserer<br />

Erkenntnisse sind, von welcher alles Denken<br />

seinen Gehalt erst erborgt. Man könnte wahrlich glauben,<br />

jene Herren dächten bei der Sinnlichkeit stets nur<br />

an den vorgeblichen sechsten Sinn der Franzosen. –<br />

Besagtermaaßen <strong>als</strong>o machte man, beim Proceß des<br />

Erkennens, das allerletzte Produkt desselben, das abstrakte<br />

Denken, zum Ersten <strong>und</strong> Ursprünglichen, griff<br />

demnach, wie gesagt, die Sache am verkehrten Ende<br />

an. – Wie nun, meiner Darstellung zufolge, der Intellekt<br />

aus dem Organismus <strong>und</strong> dadurch aus dem <strong>Wille</strong>n<br />

entspringt, mithin ohne diesen nicht seyn könnte;<br />

so fände er ohne ihn auch keinen Stoff <strong>und</strong> Beschäftigung:<br />

weil alles Erkennbare eben nur die Objektivation<br />

des <strong>Wille</strong>ns ist.<br />

Aber nicht nur die Anschauung der Außenwelt,<br />

oder das Bewußtsein anderer Dinge, ist durch das Gehirn<br />

<strong>und</strong> seine Funktionen bedingt, sondern auch das<br />

Selbstbewußtseyn. Der <strong>Wille</strong> an sich selbst ist bewußtlos<br />

<strong>und</strong> bleibt es im größten Theile seiner Erscheinungen.<br />

<strong>Die</strong> sek<strong>und</strong>äre <strong>Welt</strong> der <strong>Vorstellung</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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