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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64645 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1570<br />

sich mit den motorischen, wie mit den sensibeln Nerven.<br />

<strong>Die</strong> Muskeln, welche nicht vom Gehirn aktuirt<br />

werden, z.B. die des Herzens, ermüden eben deshalb<br />

nicht. Aus dem selben Gr<strong>und</strong>e ist es erklärlich, daß<br />

man sowohl während, <strong>als</strong> nach großer Muskelanstrengung<br />

nicht scharf denken kann. Daß man im Sommer<br />

viel weniger Energie des Geistes hat, <strong>als</strong> im Winter,<br />

ist zum Theil daraus erklärlich, daß man im Sommer<br />

weniger schläft: denn je tiefer man geschlafen hat,<br />

desto vollkommener wach, desto »aufgeweckter« ist<br />

man nachher. <strong>Die</strong>s darf uns jedoch nicht verleiten, den<br />

Schlaf über die Gebühr zu verlängern; weil er <strong>als</strong>dann<br />

an Intension, d.h. Tiefe <strong>und</strong> Festigkeit, verliert, was er<br />

an Extension gewinnt; wodurch er zum bloßen Zeitverlust<br />

wird. <strong>Die</strong>s meint auch Goethe, wenn er (im<br />

zweiten Theil des »Faust«) vom Morgenschlummer<br />

sagt: »Schlaf ist Schaale: wirf sie fort.« – Ueberhaupt<br />

<strong>als</strong>o bestätigt das Phänomen des Schlafes ganz vorzüglich,<br />

daß Bewußtseyn, Wahrnehmen, Erkennen,<br />

Denken, nichts Ursprüngliches in uns ist, sondern ein<br />

bedingter, sek<strong>und</strong>ärer Zustand. Es ist ein Aufwand<br />

der Natur, <strong>und</strong> zwar ihr höchster, den sie daher, je<br />

höher er getrieben worden, desto weniger ohne Unterbrechung<br />

fortführen kann. Es ist das Produkt, die Efflorescenz<br />

des cerebralen Nervensystems, welches<br />

selbst, wie ein Parasit, vom übrigen Organismus genährt<br />

wird. <strong>Die</strong>s hängt auch mit Dem zusammen, was<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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