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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63887 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 812<br />

vom Gr<strong>und</strong>e liegt, <strong>und</strong> dem daher jede einzelne Erscheinung<br />

gleichgültig ist; indem es selbst unberührt<br />

bleibt von allem Entstehn <strong>und</strong> Vergehn <strong>und</strong> das Innere<br />

des Lebens aller Dinge ist. Denn jene nämliche<br />

feste, innere Gewißheit, welche macht, daß wir Alle<br />

ohne beständige Todesschauer leben, die Gewißheit<br />

nämlich, daß dem <strong>Wille</strong>n seine Erscheinung nie fehlen<br />

kann, unterstützt auch beim Selbstmorde die That.<br />

Der <strong>Wille</strong> zum Leben <strong>als</strong>o erscheint eben so wohl in<br />

diesem Selbsttödten (Schiwa), <strong>als</strong> im Wohlbehagen<br />

der Selbsterhaltung (Wischnu) <strong>und</strong> in der Wollust der<br />

Zeugung (Brahma). <strong>Die</strong>s ist die innere Bedeutung der<br />

Einheit des Trimurtis, welche jeder Mensch ganz ist,<br />

obwohl sie in der Zeit bald das eine, bald das andere<br />

der drei Häupter hervorhebt. – Wie das einzelne Ding<br />

zur Idee, so verhält sich der Selbstmord zur Verneinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns: der Selbstmörder verneint bloß das<br />

Individuum, nicht die Species. Wir fanden schon<br />

oben, daß, weil dem <strong>Wille</strong>n zum Leben das Leben<br />

immer gewiß <strong>und</strong> diesem das Leiden wesentlich ist,<br />

der Selbstmord, die willkürliche Zerstörung einer einzelnen<br />

Erscheinung, bei der das Ding an sich ungestört<br />

stehn bleibt, wie der Regenbogen feststeht, so<br />

schnell auch die Tropfen, welche auf Augenblicke<br />

seine Träger sind, wechseln, eine ganz vergebliche<br />

<strong>und</strong> thörichte Handlung sei. Aber sie ist auch überdies<br />

das Meisterstück der Maja, <strong>als</strong> der schreiendeste<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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