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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63950 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 875<br />

<strong>als</strong> Belege meines Vorwurfs, daß Kant sein symmetrisches,<br />

logisches System verfolgt, ohne sich über den<br />

Gegenstand, den er so behandelt, genugsam zu besinnen.<br />

Hätte nun Kant, wie ich oben sagte, ernstlich untersucht,<br />

inwiefern zwei solche verschiedene Erkenntnißvermögen,<br />

davon eines das Unterscheidende der<br />

Menschheit ist, sich zu erkennen geben, <strong>und</strong> was,<br />

gemäß dem Sprachgebrauch aller Völker <strong>und</strong> aller<br />

Philosophen, Vernunft <strong>und</strong> Verstand heiße; so hätte er<br />

auch nie, ohne weitere Auktorität, <strong>als</strong> den in ganz anderm<br />

Sinne gebrauchten intellectus theoreticus <strong>und</strong><br />

practicus der Scholastiker, die Vernunft in eine theoretische<br />

<strong>und</strong> praktische zerfällt, <strong>und</strong> letztere zur Quelle<br />

des tugendhaften Handelns gemacht. Eben so,<br />

bevor Kant Verstandesbegriffe (worunter er theils<br />

seine Kategorien, theils alle Gemeinbegriffe versteht)<br />

<strong>und</strong> Vernunftbegriffe (seine sogenannten Ideen) so<br />

sorgfältig sonderte <strong>und</strong> beide zum Material seiner<br />

Philosophie machte, die größtentheils nur von der<br />

Gültigkeit, Anwendung, Ursprung aller dieser Begriffe<br />

handelt; – zuvor, sage ich, hätte er doch wahrlich<br />

untersuchen sollen, was denn überhaupt ein Begriff<br />

sei. Allein auch diese so nothwendige Untersuchung<br />

ist leider ganz unterblieben; was viel beigetragen hat<br />

zu der heillosen Vermischung intuitiver <strong>und</strong> abstrakter<br />

Erkenntniß, die ich bald nachweisen werde. – Der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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