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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65310 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2235<br />

troffen, sein Wesen offenbart <strong>als</strong> <strong>Wille</strong>. Physikalische<br />

Wahrheiten hingegen bleiben ganz auf dem Gebiete<br />

der <strong>Vorstellung</strong>, d.i. der Erscheinung, <strong>und</strong> zeigen<br />

bloß, wie die niedrigsten Erscheinungen des <strong>Wille</strong>ns<br />

sich in der <strong>Vorstellung</strong> gesetzmäßig darstellen. – Ferner<br />

bleibt die Betrachtung der <strong>Welt</strong> von der physischen<br />

Seite, so weit <strong>und</strong> so glücklich man sie auch<br />

verfolgen mag, in ihren Resultaten für uns trostlos;<br />

auf der moralischen Seite allein ist Trost zu finden;<br />

indem hier die Tiefen unsers eigenen Innern sich der<br />

Betrachtung aufthun.<br />

Meine Philosophie ist aber die einzige, welche der<br />

Moral ihr volles <strong>und</strong> ganzes Recht angedeihen läßt:<br />

denn nur wenn das Wesen des Menschen sein eigener<br />

<strong>Wille</strong>, mithin er, im strengsten Sinne, sein eigenes<br />

Werk ist, sind seine Thaten wirklich ganz sein <strong>und</strong><br />

ihm zuzurechnen. Sobald er hingegen einen andern<br />

Ursprung hat, oder das Werk eines von ihm verschiedenen<br />

Wesens ist, fällt alle seine Schuld zurück auf<br />

diesen Ursprung, oder Urheber. Denn operari sequitur<br />

esse.<br />

<strong>Die</strong> Kraft, welche das Phänomen der <strong>Welt</strong> hervorbringt,<br />

mithin die Beschaffenheit derselben bestimmt,<br />

in Verbindung zu setzen mit der Moralität der Gesinnung,<br />

<strong>und</strong> dadurch eine moralische <strong>Welt</strong>ordnung <strong>als</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage der physischen nachzuweisen, – dies ist<br />

seit Sokrates das Problem der Philosophie gewesen.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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