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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65051 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1976<br />

Ursprung desselben ist auf Goethe zurückzuführen,<br />

da er, nach Eckermanns Gesprächen, Bd. II, S. 88,<br />

gesagt hat: »Ich habe unter meinen Papieren ein Blatt<br />

gef<strong>und</strong>en, wo ich die Baukunst eine erstarrte Musik<br />

nenne: <strong>und</strong> wirklich hat es etwas: die Stimmung, die<br />

von der Baukunst ausgeht, kommt dem Effekt der<br />

Musik nahe.« Wahrscheinlich hat er viel früher jenes<br />

Witzwort in der Konversation fallen lassen, wo es<br />

denn bekanntlich nie an Leuten gefehlt hat, die was er<br />

so fallen ließ auflasen, um nachher damit geschmückt<br />

einher zu gehn. Was übrigens Goethe auch gesagt<br />

haben mag, so erstreckt die hier von mir auf ihren alleinigen<br />

Gr<strong>und</strong>, nämlich auf die Analogie des Rhythmus<br />

mit der Symmetrie, zurückgeführte Analogie der<br />

Musik mit der Baukunst sich demgemäß allein auf die<br />

äußere Form, keineswegs aber auf das innere Wesen<br />

beider Künste, <strong>als</strong> welches himmelweit verschieden<br />

ist: es wäre sogar lächerlich, die beschränkteste <strong>und</strong><br />

schwächste aller Künste mit der ausgedehntesten <strong>und</strong><br />

wirksamsten im Wesentlichen gleich stellen zu wollen.<br />

Als Amplifikation der nachgewiesenen Analogie<br />

könnte man noch hinzusetzen, daß, wann die Musik,<br />

gleichsam in einem Anfall von Unabhängigkeitsdrang,<br />

die Gelegenheit einer Fermate ergreift, um<br />

sich, vom Zwang des Rhythmus losgerissen, in der<br />

freien Phantasie einer figurirten Kadenz zu ergehn,<br />

ein solches vom Rhythmus entblößtes Tonstück der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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