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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63821 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 746<br />

Erkenntniß, weil sie seinem Egoismus allein gemäß<br />

<strong>und</strong> die Stütze desselben ist, er mit aller Gewalt festhält,<br />

wie denn fast immer die Erkenntniß vom <strong>Wille</strong>n<br />

bestochen ist; so regt sich dennoch, im Innersten seines<br />

Bewußtseyns, die geheime Ahndung, daß eine<br />

solche Ordnung der Dinge doch nur Erscheinung ist,<br />

an sich aber es sich ganz anders verhält, daß, so sehr<br />

auch Zeit <strong>und</strong> Raum ihn von andern Individuen <strong>und</strong><br />

deren unzählbaren Quaalen, die sie leiden, ja durch<br />

ihn leiden, trennen <strong>und</strong> sie <strong>als</strong> ihm ganz fremd darstellen;<br />

dennoch an sich <strong>und</strong> abgesehn von der <strong>Vorstellung</strong><br />

<strong>und</strong> ihren Formen der eine <strong>Wille</strong> zum Leben es<br />

ist, der in ihnen allen erscheint, der hier, sich selbst<br />

verkennend, gegen sich selbst seine Waffen wendet,<br />

<strong>und</strong> indem er in einer seiner Erscheinungen gesteigertes<br />

Wohlseyn sucht, eben dadurch der andern das<br />

größte Leiden auflegt, <strong>und</strong> daß er, der Böse, eben dieser<br />

ganze <strong>Wille</strong> ist, er folglich nicht allein der Quäler,<br />

sondern eben er auch der Gequälte, von dessen Leiden<br />

ihn nur ein täuschender Traum, dessen Form Raum<br />

<strong>und</strong> Zeit ist, trennt <strong>und</strong> frei hält, der aber dahinschwindet<br />

<strong>und</strong> er, der Wahrheit nach, die Wollust mit<br />

der Quaal bezahlen muß, <strong>und</strong> alles Leiden, das er nur<br />

<strong>als</strong> möglich erkennt, ihn <strong>als</strong> den <strong>Wille</strong>n zum Leben<br />

wirklich trifft, indem nur für die Erkenntniß des Individuums,<br />

nur mittelst des principii individuationis,<br />

Möglichkeit <strong>und</strong> Wirklichkeit, Nähe <strong>und</strong> Ferne der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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