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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65243 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2168<br />

serhalb stellten die Alten den Amor blind dar. Ja, ein<br />

Verliebter kann sogar die unerträglichen Temperaments-<br />

<strong>und</strong> Charakterfehler seiner Braut, welche ihm<br />

ein gequältes Leben verheißen, deutlich erkennen <strong>und</strong><br />

bitter empfinden, <strong>und</strong> doch nicht abgeschreckt werden:<br />

I ask not, I care not,<br />

If guilt's in thy heart;<br />

I know that I love thee,<br />

Whatever thou art67.<br />

Denn im Gr<strong>und</strong>e sucht er nicht seine Sache, sondern<br />

die eines Dritten, der erst entstehn soll; wiewohl ihn<br />

der Wahn umfängt, <strong>als</strong> wäre was er sucht seine Sache.<br />

Aber gerade dieses Nicht seine-Sache-suchen, welches<br />

überall der Stämpel der Größe ist, giebt auch der<br />

leidenschaftlichen Liebe den Anstrich des Erhabenen<br />

<strong>und</strong> macht sie zum würdigen Gegenstande der Dichtung.<br />

– Endlich verträgt sich die Geschlechtsliebe<br />

sogar mit dem äußersten Haß gegen ihren Gegenstand;<br />

daher schon Plato sie der Liebe der Wölfe zu<br />

den Schaafen verglichen hat. <strong>Die</strong>ser Fall tritt nämlich<br />

ein, wann ein leidenschaftlich Liebender, trotz allem<br />

Bemühen <strong>und</strong> Flehen, unter keiner Bedingung Erhörung<br />

finden kann:<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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