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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65248 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2173<br />

hier waltenden Rücksichten, welcher Art sie auch<br />

seyn mögen, sind wenigstens reale, die nicht von<br />

selbst verschwinden können. Durch sie wird für das<br />

Glück der Vorhandenen, aber freilich zum Nachtheil<br />

der Kommenden, gesorgt; <strong>und</strong> jenes bleibt doch problematisch.<br />

Der Mann, welcher, bei seiner Verheirathung,<br />

auf Geld, statt auf Befriedigung seiner Neigung<br />

sieht, lebt mehr im Individuo, <strong>als</strong> in der Gattung; welches<br />

der Wahrheit gerade entgegengesetzt ist, daher es<br />

sich <strong>als</strong> naturwidrig darstellt <strong>und</strong> eine gewisse Verachtung<br />

erregt. Ein Mädchen, welches, dem Rath seiner<br />

Eltern entgegen, den Antrag eines reichen <strong>und</strong><br />

nicht alten Mannes ausschlägt, um, mit Hintansetzung<br />

aller Konvenienzrücksichten, allein nach seinem instinktiven<br />

Hange zu wählen, bringt sein individuelles<br />

Wohl dem der Gattung zum Opfer. Aber eben deswegen<br />

kann man ihm einen gewissen Beifall nicht versagen:<br />

denn es hat das Wichtigere vorgezogen <strong>und</strong> im<br />

Sinne der Natur (näher, der Gattung) gehandelt; während<br />

die Eltern im Sinne des individuellen Egoismus<br />

riechen. – Dem Allen zufolge gewinnt es den Anschein,<br />

<strong>als</strong> müßte, bei Abschließung einer Ehe, entweder<br />

das Individuum oder das Interesse der Gattung zu<br />

kurz kommen. Meistens steht es auch so: denn daß<br />

Konvenienz <strong>und</strong> leidenschaftliche Liebe Hand in<br />

Hand giengen, ist der seltenste Glücksfall. <strong>Die</strong> physisch,<br />

moralisch, oder intellektuell elende Beschaffen-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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