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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64868 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1793<br />

weile aufpaßt; sodann die Fortpflanzung dieses Geschlechts<br />

<strong>und</strong> seines Treibens. – Bei diesem offenbaren<br />

Mißverhältniß zwischen der Mühe <strong>und</strong> dem Lohn,<br />

erscheint uns, von diesem Gesichtspunkt aus, der<br />

<strong>Wille</strong> zum Leben, objektiv genommen, <strong>als</strong> ein Thor,<br />

oder subjektiv, <strong>als</strong> ein Wahn, von welchem alles Lebende<br />

ergriffen, mit äußerster Anstrengung seiner<br />

Kräfte, auf etwas hinarbeitet, das keinen Werth hat.<br />

Allein bei genauerer Betrachtung werden wir auch<br />

hier finden, daß er vielmehr ein blinder Drang, ein<br />

völlig gr<strong>und</strong>loser, unmotivirter Trieb ist.<br />

Das Gesetz der Motivation nämlich erstreckt sich,<br />

wie § 29 des ersten Bandes ausgeführt worden, nur<br />

auf die einzelnen Handlungen, nicht auf das Wollen<br />

im Ganzen <strong>und</strong> überhaupt. Hierauf beruht es, daß<br />

wenn wir das Menschengeschlecht <strong>und</strong> sein Treiben<br />

im Ganzen <strong>und</strong> Allgemeinen auffassen, dasselbe sich<br />

uns nicht, wie wenn wir die einzelnen Handlungen im<br />

Auge haben, darstellt <strong>als</strong> ein Spiel von Puppen, die<br />

nach Art der gewöhnlichen, durch äußere Fäden gezogen<br />

werden; sondern, von diesem Gesichtspunkt aus,<br />

<strong>als</strong> Puppen, welche ein inneres Uhrwerk in Bewegung<br />

setzt. Denn, wenn man, wie im Obigen geschehn, das<br />

so rastlose, ernstliche <strong>und</strong> mühevolle Treiben der<br />

Menschen vergleicht mit Dem, was ihnen dafür wird,<br />

ja auch nur jem<strong>als</strong> werden kann; so stellt das dargelegte<br />

Mißverhältniß sich heraus, indem man erkennt,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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