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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63236 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 161<br />

Eben daraus aber, daß dieses die eigentliche wissenschaftliche<br />

Vollkommenheit ausmacht, ergiebt sich,<br />

daß der Zweck der Wissenschaft nicht größere Gewißheit<br />

ist: denn diese kann auch die abgerissenste<br />

einzelne Erkenntniß eben so sehr haben; sondern Erleichterung<br />

des Wissens, durch die Form desselben,<br />

<strong>und</strong> dadurch gegebene Möglichkeit der Vollständigkeit<br />

des Wissens. Es ist deshalb eine zwar gangbare,<br />

aber verkehrte Meinung, daß Wissenschaftlichkeit der<br />

Erkenntniß in der größern Gewißheit bestehe, <strong>und</strong><br />

eben so f<strong>als</strong>ch ist die hieraus hervorgegangene Behauptung,<br />

daß nur Mathematik <strong>und</strong> Logik Wissenschaften<br />

im eigentlichen Sinne wären; weil nur in<br />

ihnen, wegen ihrer gänzlichen Apriorität, unumstößliche<br />

Gewißheit der Erkenntniß ist. <strong>Die</strong>ser letztere Vorzug<br />

selbst ist ihnen nicht abzustreiten: nur giebt er<br />

ihnen keinen besonderen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit,<br />

<strong>als</strong> welche nicht in der Sicherheit, sondern in<br />

der durch das stufenweise Herabsteigen vom Allgemeinen<br />

zum Besonderen begründeten systematischen<br />

Form der Erkenntniß liegt. – <strong>Die</strong>ser den Wissenschaften<br />

eigenthümliche Weg der Erkenntniß, vom Allgemeinen<br />

zum Besonderen, bringt es mit sich, daß in<br />

ihnen Vieles durch Ableitung aus vorhergegangenen<br />

Sätzen, <strong>als</strong>o durch Beweise, begründet wird, <strong>und</strong> dies<br />

hat den alten Irrthum veranlaßt, daß nur das Bewiesene<br />

vollkommen wahr sei <strong>und</strong> jede Wahrheit eines Be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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