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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63886 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 811<br />

§ 69<br />

Von der nunmehr, in den Gränzen unserer Betrachtungsweise,<br />

hinlänglich dargestellten Verneinung des<br />

<strong>Wille</strong>ns zum Leben, welche der einzige in der Erscheinung<br />

hervortretende Akt seiner Freiheit <strong>und</strong><br />

daher, wie Asmus es nennt, die transscendentale Veränderung<br />

ist, unterscheidet nichts sich mehr, <strong>als</strong> die<br />

willkürliche Aufhebung seiner einzelnen Erscheinung,<br />

der Selbstmord. Weit entfernt Verneinung des <strong>Wille</strong>ns<br />

zu seyn, ist dieser ein Phänomen starker Bejahung<br />

des <strong>Wille</strong>ns. Denn die Verneinung hat ihr<br />

Wesen nicht darin, daß man die Leiden, sondern daß<br />

man die Genüsse des Lebens verabscheut. Der Selbstmörder<br />

will das Leben <strong>und</strong> ist bloß mit den Bedingungen<br />

unzufrieden, unter denen es ihm geworden.<br />

Daher giebt er keineswegs den <strong>Wille</strong>n zum Leben auf,<br />

sondern bloß das Leben, indem er die einzelne Erscheinung<br />

zerstört. Er will das Leben, will des Leibes<br />

unbehindertes Daseyn <strong>und</strong> Bejahung; aber die Verflechtung<br />

der Umstände läßt diese nicht zu, <strong>und</strong> ihm<br />

entsteht großes Leiden. Der <strong>Wille</strong> zum Leben selbst<br />

findet sich in dieser einzelnen Erscheinung so sehr gehemmt,<br />

daß er sein Streben nicht entfalten kann.<br />

Daher entscheidet er sich gemäß seinem Wesen an<br />

sich, welches außerhalb der Gestaltungen des Satzes<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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