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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63673 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 598<br />

seinem Konflikt mit gegebenen Motiven, <strong>und</strong> daher<br />

mit vollkommener Nothwendigkeit. Der Intellekt<br />

kann dabei nichts weiter thun, <strong>als</strong> die Beschaffenheit<br />

der Motive allseitig <strong>und</strong> scharf beleuchten; nicht aber<br />

vermag er den <strong>Wille</strong>n selbst zu bestimmen; da dieser<br />

Ihm ganz unzugänglich, ja sogar, wie wir gesehn<br />

haben, unerforschlich ist.<br />

Könnte ein Mensch, unter gleichen Umständen, das<br />

eine Mal so, das andere Mal anders handeln; so<br />

müßte sein <strong>Wille</strong> selbst sich inzwischen geändert<br />

haben <strong>und</strong> daher in der Zeit liegen, da nur in dieser<br />

Veränderung möglich ist: dann aber müßte entweder<br />

der <strong>Wille</strong> eine bloße Erscheinung, oder die Zeit eine<br />

Bestimmung des Dinges an sich seyn. Demnach dreht<br />

jener Streit über die Freiheit des einzelnen Thuns,<br />

über das liberum arbitrium indifferentiae, sich eigentlich<br />

um die Frage, ob der <strong>Wille</strong> in der Zeit liege,<br />

oder nicht. Ist er, wie es sowohl Kants Lehre, <strong>als</strong><br />

meine ganze Darstellung nothwendig macht, <strong>als</strong> Ding<br />

an sich, außer der Zeit <strong>und</strong> jeder Form des Satzes vom<br />

Gr<strong>und</strong>e; so muß nicht allein das Individuum in gleicher<br />

Lage stets auf gleiche Weise handeln, <strong>und</strong> nicht<br />

nur jede böse That der feste Bürge für unzählige andere<br />

seyn, die es vollbringen muß <strong>und</strong> nicht lassen<br />

kann; sondern es ließe sich auch, wie Kant sagt, wenn<br />

nur der empirische Charakter <strong>und</strong> die Motive vollständig<br />

gegeben wären, des Menschen Verhalten, auf<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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