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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63751 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 676<br />

gar nicht der Erkenntniß unterworfen: ja, der <strong>Wille</strong><br />

zeigt sich hier fast so unabhängig von der Erkenntniß,<br />

wie in den, auf Anlaß bloßer Reize, dem vegetativen<br />

Leben, der Reproduktion, dienenden Theilen, in welchen<br />

der <strong>Wille</strong> blind wirkt, wie in der erkenntnißlosen<br />

Natur. Denn die Zeugung ist nur die auf ein neues Individuum<br />

übergehende Reproduktion, gleichsam die<br />

Reproduktion auf der zweiten Potenz, wie der Tod nur<br />

die Exkretion auf der zweiten Potenz ist. – <strong>Die</strong>sem<br />

allen zufolge sind die Genitalien der eigentliche<br />

Brennpunkt des <strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> folglich der entgegengesetzte<br />

Pol des Gehirns, des Repräsentanten der Erkenntniß,<br />

d.i. der andern Seite der <strong>Welt</strong>, der <strong>Welt</strong> <strong>als</strong><br />

<strong>Vorstellung</strong>. Jene sind das lebenerhaltende, der Zeit<br />

endloses Leben zusichernde Princip; in welcher Eigenschaft<br />

sie bei den Griechen im Phallus, bei den<br />

Hindu im Lingam verehrt wurden, welche <strong>als</strong>o das<br />

Symbol der Bejahung des <strong>Wille</strong>ns sind. <strong>Die</strong> Erkenntniß<br />

dagegen giebt die Möglichkeit der Aufhebung des<br />

Wollens, der Erlösung durch Freiheit, der Ueberwindung<br />

<strong>und</strong> Vernichtung der <strong>Welt</strong>.<br />

Wir haben schon am Anfang dieses vierten Buches<br />

ausführlich betrachtet, wie der <strong>Wille</strong> zum Leben in<br />

seiner Bejahung sein Verhältniß zum Tode anzusehn<br />

hat, dieser nämlich ihn nicht anficht, weil er <strong>als</strong> etwas<br />

selbst schon im Leben Begriffenes <strong>und</strong> dazu Gehöriges<br />

dasteht, dem sein Gegensatz, die Zeugung, völlig<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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