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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65117 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2042<br />

der Sonnenkörper finster ist <strong>und</strong> das Auge Alles sieht,<br />

nur sich selbst nicht. Unser Erkenntnißvermögen ist<br />

ganz nach außen gerichtet, Dem entsprechend, daß es<br />

das Produkt einer zum Zwecke der bloßen Selbsterhaltung,<br />

<strong>als</strong>o des Nahrungssuchens <strong>und</strong> Beutefangens<br />

entstandenen Gehirnfunktion ist. Daher weiß Jeder<br />

von sich nur <strong>als</strong> von diesem Individuo, wie es in der<br />

äußeren Anschauung sich darstellt. Könnte er hingegen<br />

zum Bewußtseyn bringen was er noch überdies<br />

<strong>und</strong> außerdem ist; so würde er seine Individualität<br />

willig fahren lassen, die Tenacität seiner Anhänglichkeit<br />

an dieselbe belächeln <strong>und</strong> sagen: »Was kümmert<br />

der Verlust dieser Individualität mich, der ich die<br />

Möglichkeit zahlloser Individualitäten in mir trage?«<br />

Er würde einsehn, daß, wenn ihm gleich eine Fortdauer<br />

seiner Individualität nicht bevorsteht, es doch ganz<br />

so gut ist, <strong>als</strong> hätte er eine solche; weil er einen vollkommenen<br />

Ersatz für sie in sich trägt. – Ueberdies<br />

ließe sich nun aber noch in Erwägung bringen, daß<br />

die Individualität der meisten Menschen eine so elende<br />

<strong>und</strong> nichtswürdige ist, daß sie wahrlich nichts<br />

daran verlieren, <strong>und</strong> daß was an ihnen noch einigen<br />

Werth haben mag, das allgemein Menschliche ist:<br />

diesem aber kann man die Unvergänglichkeit versprechen.<br />

Ja, schon die starre Unveränderlichkeit <strong>und</strong> wesentliche<br />

Beschränkung jeder Individualität, <strong>als</strong> solcher,<br />

müßte, bei einer endlosen Fortdauer derselben,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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