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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65049 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1974<br />

sich allein <strong>und</strong> ohne das andere eine Art Melodie darzustellen<br />

vermag, wie z.B. auf der Trommel geschieht:<br />

die vollkommene Melodie verlangt jedoch<br />

beide. Sie besteht nämlich in einer abwechselnden<br />

Entzweiung <strong>und</strong> Versöhnung derselben; wie ich sogleich<br />

zeigen werde, aber zuvor, da von dem harmonischen<br />

Elemente schon im Bisherigen die Rede gewesen,<br />

das rhythmische etwas näher betrachten will.<br />

Der Rhythmus ist in der Zeit was im Raume die<br />

Symmetrie ist, nämlich Theilung in gleiche <strong>und</strong> einander<br />

entsprechende Theile, <strong>und</strong> zwar zunächst in größere,<br />

welche wieder in kleinere, jenen untergeordnete,<br />

zerfallen. In der von mir aufgestellten Reihe der Künste<br />

bilden Architektur <strong>und</strong> Musik die beiden äußersten<br />

Enden. Auch sind sie, ihrem innern Wesen, ihrer<br />

Kraft, dem Umfang ihrer Sphäre <strong>und</strong> ihrer Bedeutung<br />

nach, die heterogensten, ja, wahre Antipoden: sogar<br />

auf die Form ihrer Erscheinung erstreckt sich dieser<br />

Gegensatz, indem die Architektur allein im Raum ist,<br />

ohne irgend eine Beziehung auf die Zeit, die Musik<br />

allein in der Zeit, ohne irgend eine Beziehung auf den<br />

Raum52. Hieraus nun entspringt ihre einzige Analogie,<br />

daß nämlich, wie in der Architektur die Symmetrie<br />

das Ordnende <strong>und</strong> Zusammenhaltende ist, so in<br />

der Musik der Rhythmus, wodurch auch hier sich bewährt,<br />

daß les extrêmes se touchent. Wie die letzten<br />

Bestandtheile eines Gebäudes die ganz gleichen Stei-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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