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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64947 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1872<br />

getrunken hat: diese stellt sich ganz wie eine Wahnsinnige<br />

dar.<br />

Der obigen Darstellung zufolge kann man <strong>als</strong>o den<br />

Ursprung des Wahnsinns ansehn <strong>als</strong> ein gewaltsames<br />

»Sich aus dem Sinn schlagen« irgend einer Sache,<br />

welches jedoch nur möglich ist mittelst des »Sich in<br />

den Kopf setzen« irgend einer andern. Seltener ist der<br />

umgekehrte Hergang, daß nämlich das »Sich in den<br />

Kopf setzen« das Erste <strong>und</strong> das »Sich aus dem Sinn<br />

schlagen« das Zweite ist. Er findet jedoch Statt in den<br />

Fällen, wo Einer den Anlaß, über welchen er verrückt<br />

geworden, beständig gegenwärtig behält <strong>und</strong> nicht<br />

davon los kommen kann: so z.B. bei manchem verliebten<br />

Wahnsinn, Erotomanie, wo dem Anlaß fortwährend<br />

nachgehangen wird; auch bei dem aus<br />

Schreck über einen plötzlichen, entsetzlichen Vorfall<br />

entstandenen Wahnsinn. Solche Kranke halten den<br />

gefaßten Gedanken gleichsam krampfhaft fest, so daß<br />

kein anderer, am wenigsten ein ihm entgegenstehender,<br />

aufkommen kann. Bei beiden Hergängen bleibt<br />

aber das Wesentliche des Wahnsinns das Selbe, nämlich<br />

die Unmöglichkeit einer gleichförmig zusammenhängenden<br />

Rückerinnerung, wie solche die Basis unserer<br />

ges<strong>und</strong>en, vernünftigen Besonnenheit ist. – Vielleicht<br />

könnte der hier dargestellte Gegensatz der Entstehungsweise,<br />

wenn mit Urtheil angewandt, einen<br />

scharfen <strong>und</strong> tiefen Eintheilungsgr<strong>und</strong> des eigentli-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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