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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65399 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2324<br />

Daseyns nicht der ist, glücklich zu seyn. Ja, wenn<br />

näher <strong>und</strong> unbefangen betrachtet, stellt das Leben sich<br />

vielmehr dar, wie ganz eigentlich darauf abgesehn,<br />

daß wir uns nicht glücklich darin fühlen sollen, indem<br />

dasselbe, durch seine ganze Beschaffenheit, den Charakter<br />

trägt von etwas, daran uns der Geschmack benommen,<br />

das uns verleidet werden soll <strong>und</strong> davon<br />

wir, <strong>als</strong> von einem Irrthum, zurückzukommen haben,<br />

damit unser Herz von der Sucht zu genießen, ja, zu<br />

leben, geheilt <strong>und</strong> von der <strong>Welt</strong> abgewendet werde. In<br />

diesem Sinne wäre es demnach richtiger, den Zweck<br />

des Lebens in unser Wehe, <strong>als</strong> in unser Wohl zu setzen.<br />

Denn die Betrachtungen am Schlusse des vorigen<br />

Kapitels haben gezeigt, daß, je mehr man leidet, desto<br />

eher der wahre Zweck des Lebens erreicht, <strong>und</strong> je<br />

glücklicher man lebt, desto weiter er hinausgeschoben<br />

wird. <strong>Die</strong>sem entspricht sogar der Schluß des letzten<br />

Briefes des Seneka: bonum tunc habebis tuum, quum<br />

intelliges infelicissimos esse felices; welcher allerdings<br />

auf einen Einfluß des Christenthums zu deuten<br />

scheint. – Auch die eigenthümliche Wirkung des<br />

Trauerspiels beruht im Gr<strong>und</strong>e darauf, daß es jenen<br />

angeborenen Irrthum erschüttert, indem es die Vereitelung<br />

des menschlichen Strebens <strong>und</strong> die Nichtigkeit<br />

dieses ganzen Daseyns an einem großen <strong>und</strong> frappanten<br />

Beispiel lebhaft veranschaulicht <strong>und</strong> hiedurch den<br />

tiefsten Sinn des Lebens aufschließt; weshalb es <strong>als</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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