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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64456 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1381<br />

Wahn, dies seien eben Gedanken, <strong>und</strong> vor ihm die<br />

Studenten, welche eben so bona fide, d.h. im selben<br />

Wahn, andächtig zuhören <strong>und</strong> nachschreiben; während<br />

doch im Gr<strong>und</strong>e weder der Eine noch die Andern<br />

über die Worte hinausgehn, vielmehr diese, nebst dem<br />

hörbaren Kratzen der Federn, das einzige Reale bei<br />

der Sache sind. <strong>Die</strong>ses eigenthümliche Genügen an<br />

Worten trägt mehr <strong>als</strong> irgend etwas bei zur Perpetuirung<br />

der Irrthümer. Denn gestützt auf die von seinen<br />

Vorgängern übernommenen Worte <strong>und</strong> Phrasen geht<br />

jeder getrost an Dunkelheiten, oder Problemen vorbei:<br />

wodurch diese sich unbeachtet, Jahrh<strong>und</strong>erte hindurch,<br />

von Buch zu Buch fortpflanzen <strong>und</strong> der denkende<br />

Kopf, zumal in der Jugend, in Zweifel geräth,<br />

ob etwan nur er unfähig sei, Das zu verstehn, oder ob<br />

hier wirklich nichts Verständliches vorliege; desgleichen,<br />

ob für die Andern das Problem, um welches sie<br />

mit so komischer Ernsthaftigkeit alle den selben Fußpfad<br />

herumschleichen, keines sei, oder ob sie es nur<br />

nicht sehn wollen. Viele Wahrheiten bleiben bloß<br />

deshalb unentdeckt, weil Keiner Muth hat, das Problem<br />

ins Auge zu fassen <strong>und</strong> darauf los zu gehn. – Im<br />

Gegentheil hievon bewirkt die den eminenten Köpfen<br />

eigenthümliche Deutlichkeit des Denkens <strong>und</strong> Klarheit<br />

der Begriffe, daß sogar bekannte Wahrheiten, von<br />

ihnen vorgetragen, neues Licht, oder wenigstens<br />

neuen Reiz gewinnen: hört oder liest man sie; so ist<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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