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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64261 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1186<br />

ner Dinge, d.h. Zustände der Materie, auf deren vorheriges<br />

Nichtdaseyn <strong>und</strong> von diesem auf ihr Entstehn,<br />

<strong>als</strong>o auf eine Veränderung, zu schließen. Daher berechtigt<br />

das bloße Dasein eines Dinges nicht, zu<br />

schließen, daß es eine Ursache habe. Gründe a posteriori,<br />

d.h. aus früherer Erfahrung geschöpft, kann es<br />

jedoch geben, zu der Voraussetzung, daß der vorliegende<br />

Zustand nicht von jeher dagewesen, sondern<br />

erst in Folge eines andern, <strong>als</strong>o durch eine Veränderung,<br />

entstanden sei, von welcher dann die Ursache<br />

zu suchen ist, <strong>und</strong> von dieser eben so: hier sind wir<br />

<strong>als</strong>dann in dem endlosen Regressus begriffen, zu welchem<br />

die Anwendung des Gesetzes der Kausalität allemal<br />

führt. Oben wurde gesagt: »Dinge, d.h. Zustände<br />

der Materie«; denn nur auf Zustände bezieht sich<br />

die Veränderung <strong>und</strong> die Kausalität. <strong>Die</strong>se Zustände<br />

sind es, welche man unter Form, im weitem Sinn, versteht:<br />

<strong>und</strong> nur die Formen wechseln; die Materie beharrt.<br />

Also ist auch nur die Form dem Gesetz der<br />

Kausalität unterworfen. Aber auch die Form macht<br />

das Ding aus, d.h. begründet die Verschiedenheit der<br />

Dinge; während die Materie <strong>als</strong> in allen gleichartig<br />

gedacht werden muß. Daher sagten die Scholastiker:<br />

forma dat esse rei genauer würde dieser Satz lauten:<br />

forma dat rei essentiam, materia existentiam. Daher<br />

eben betrifft die Frage nach der Ursache eines Dinges<br />

stets nur dessen Form, d.h. Zustand, Beschaffenheit,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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