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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64475 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1400<br />

sten Weg zur Glücksäligkeit betrachtet. – Uebrigens<br />

waren die Kyniker ausschließlich praktische Philosophen:<br />

wenigstens ist mir keine Nachricht von ihrer<br />

theoretischen Philosophie bekannt.<br />

Aus ihnen giengen nun die Stoiker dadurch hervor,<br />

daß sie das Praktische in ein Theoretisches verwandelten.<br />

Sie meinten, das wirkliche Entbehren alles<br />

irgend Entbehrlichen sei nicht erfordert, sondern es<br />

reiche hin, daß man Besitz <strong>und</strong> Genuß beständig <strong>als</strong><br />

entbehrlich <strong>und</strong> <strong>als</strong> in der Hand des Zufalls stehend<br />

betrachte: da würde denn die wirkliche Entbehrung,<br />

wenn sie etwan eintrete, weder unerwartet seyn, noch<br />

schwer fallen. Man könne immerhin Alles haben <strong>und</strong><br />

genießen; nur müsse man die Ueberzeugung von der<br />

Werthlosigkeit <strong>und</strong> Entbehrlichkeit solcher Güter einerseits,<br />

<strong>und</strong> von ihrer Unsicherheit <strong>und</strong> Hinfälligkeit<br />

andererseits stets gegenwärtig erhalten, mithin sie alle<br />

ganz gering schätzen, <strong>und</strong> allezeit bereit seyn, sie aufzugeben.<br />

Ja, wer, um nicht durch jene Dinge bewegt<br />

zu werden, sie wirklich entbehren müsse, zeige dadurch<br />

an, daß er, in seinem Herzen, sie für wahre<br />

Güter halte, die man, um nicht danach lüstern zu werden,<br />

ganz aus seinem Gesichtskreis entfernen müsse.<br />

Der Weise hingegen erkenne, daß sie gar keine Güter<br />

seien, vielmehr ganz gleichgültige Dinge, adiaphora,<br />

allenfalls proêgmena. Daher wird er sie, wenn sie<br />

sich darbieten, annehmen, ist jedoch stets bereit, sie<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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