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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65261 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2186<br />

Punkt gerathen <strong>und</strong> wirklich in der Bedrängniß. Auf<br />

gewaltsame <strong>und</strong> von fremder Willkür abhängige Auskunftsmittel,<br />

wie das von Aristoteles angedeutete,<br />

konnte sie, ihrem Wesen zufolge, unmöglich rechnen,<br />

<strong>und</strong> eben so wenig darauf, daß die Menschen, durch<br />

Erfahrung belehrt, die Nachtheile zu früher <strong>und</strong> zu<br />

später Zeugung erkennen <strong>und</strong> demgemäß ihre Gelüste<br />

zügeln würden, in Folge vernünftiger, kalter Ueberlegung.<br />

Auf Beides <strong>als</strong>o konnte, in einer so wichtigen<br />

Sache, die Natur es nicht ankommen lassen. Jetzt<br />

blieb ihr nichts Anderes übrig, <strong>als</strong> von zwei Uebeln<br />

das kleinere zu wählen. Zu diesem Zweck nun aber<br />

mußte sie ihr beliebtes Werkzeug, den Instinkt, welcher,<br />

wie in vorstehendem Kapitel gezeigt, das so<br />

wichtige Geschäft der Zeugung überall leitet <strong>und</strong><br />

dabei so seltsame Illusionen schafft, auch hier in ihr<br />

Interesse ziehn; welches nun aber hier nur dadurch geschehn<br />

konnte, daß sie ihn irre leitete (lui donna le<br />

change). <strong>Die</strong> Natur kennt nämlich nur das Physische,<br />

nicht das Moralische: sogar ist zwischen ihr <strong>und</strong> der<br />

Moral entschiedener Antagonismus. Erhaltung des Individui,<br />

besonders aber der Species, in möglichster<br />

Vollkommenheit, ist ihr alleiniger Zweck. Zwar ist<br />

nun auch physisch die Päderastie den dazu verführten<br />

Jünglingen nachtheilig; jedoch nicht in so hohem<br />

Grade, daß es nicht von zweien Uebeln das kleinere<br />

wäre, welches sie demnach wählt, um dem sehr viel<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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