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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64886 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1811<br />

erschwert <strong>und</strong> daher selten macht, ist, daß darin<br />

gleichsam das Accidenz (der Intellekt) die Substanz<br />

(den <strong>Wille</strong>n) bemeistert <strong>und</strong> aufhebt, wenn gleich nur<br />

auf eine kurze Weile. Hier liegt auch die Analogie<br />

<strong>und</strong> sogar Verwandtschaft desselben mit der am Ende<br />

des folgenden Buches dargestellten Verneinung des<br />

<strong>Wille</strong>ns. – Obgleich nämlich die Erkenntniß, wie im<br />

vorigen Buche nachgewiesen, aus dem <strong>Wille</strong>n entsprossen<br />

ist <strong>und</strong> in der Erscheinung desselben, dem<br />

Organismus, wurzelt; so wird sie doch gerade durch<br />

ihn verunreinigt, wie die Flamme durch ihr Brennmaterial<br />

<strong>und</strong> seinen Rauch. Hierauf beruht es, daß wir<br />

das rein objektive Wesen der Dinge, die in ihnen hervortretenden<br />

Ideen, nur dann auffassen können, wann<br />

wir kein Interesse an ihnen selbst haben, indem sie in<br />

keiner Beziehung zu unserm <strong>Wille</strong>n stehn. Hieraus<br />

nun wieder entspringt es, daß die Ideen der Wesen<br />

uns leichter aus dem Kunstwerk, <strong>als</strong> aus der Wirklichkeit<br />

ansprechen. Denn was wir nur im Bilde, oder in<br />

der Dichtung erblicken, steht außer aller Möglichkeit<br />

irgend einer Beziehung zu unserm <strong>Wille</strong>n; da es<br />

schon an sich selbst bloß für die Erkenntniß daist <strong>und</strong><br />

sich unmittelbar allein an diese wendet. Hingegen<br />

setzt das Auffassen der Ideen aus der Wirklichkeit gewissermaaßen<br />

ein Abstrahiren vom eigenen <strong>Wille</strong>n,<br />

ein Erheben über sein Interesse, voraus, welches eine<br />

besondere Schwungkraft des Intellekts erfordert.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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