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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63263 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 188<br />

ten, ist die Möglichkeit des Scheines äußerst klein geworden,<br />

dennoch aber vorhanden: denn in gewissen<br />

Fällen, z.B. durch f<strong>als</strong>che Münze, täuscht man die gesammte<br />

Sinnlichkeit. Im selben Fall ist alle empirische<br />

Erkenntniß, folglich die ganze Naturwissenschaft,<br />

ihren reinen (nach Kant metaphysischen) Theil<br />

bei Seite gesetzt. Auch hier werden aus den Wirkungen<br />

die Ursachen erkannt: daher beruht alle Naturlehre<br />

auf Hypothesen, die oft f<strong>als</strong>ch sind <strong>und</strong> dann allmälig<br />

richtigeren Platz machen. Bloß bei den absichtlich<br />

angestellten Experimenten geht die Erkenntniß von<br />

der Ursache auf die Wirkung, <strong>als</strong>o den sichern Weg;<br />

aber sie selbst werden erst in Folge von Hypothesen<br />

unternommen. Deshalb konnte kein Zweig der Naturwissenschaft,<br />

z.B. Physik, oder Astronomie, oder<br />

Physiologie, mit einem Male gef<strong>und</strong>en werden, wie<br />

Mathematik oder Logik es konnten; sondern es bedurfte<br />

<strong>und</strong> bedarf der gesammelten <strong>und</strong> verglichenen<br />

Erfahrungen vieler Jahrh<strong>und</strong>erte. Erst vielfache empirische<br />

Bestätigung bringt die Induktion, auf der die<br />

Hypothese beruht, der Vollständigkeit so nahe, daß<br />

sie für die Praxis die Stelle der Gewißheit einnimmt<br />

<strong>und</strong> der Hypothese ihr Ursprung so wenig nachtheilig<br />

erachtet wird, wie der Anwendung der Geometrie die<br />

Inkommensurabilität gerader <strong>und</strong> krummer Linien,<br />

oder der Arithmetik die nicht zu erlangende vollkommene<br />

Richtigkeit des Logarithmus: denn wie man die<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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