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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64486 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1411<br />

dasselbe ihr Unsterblichkeitsdogma geknüpft haben<br />

<strong>und</strong> es für unzertrennlich von ihm halten: nur um dieses<br />

ist es ihnen eigentlich zu thun. Denn wenn man<br />

ihnen dasselbe anderweitig sicher stellen könnte; so<br />

würde der lebhafte Eifer für ihre Götter <strong>als</strong>bald erkalten,<br />

<strong>und</strong> er würde fast gänzlicher Gleichgültigkeit<br />

Platz machen, wenn, umgekehrt, die völlige Unmöglichkeit<br />

einer Unsterblichkeit ihnen bewiesen wäre:<br />

denn das Interesse am Daseyn der Götter verschwände<br />

mit der Hoffnung einer nähern Bekanntschaft mit<br />

ihnen, bis auf den Rest, der sich an ihren möglichen<br />

Einfluß auf die Vorfälle des gegenwärtigen Lebens<br />

knüpfen möchte. Könnte man aber gar die Fortdauer<br />

nach dem Tode, etwan weil sie Ursprünglichkeit des<br />

Wesens voraussetzte, <strong>als</strong> unverträglich mit dem Daseyn<br />

von Göttern nachweisen; so würden sie diese<br />

bald ihrer eigenen Unsterblichkeit zum Opfer bringen<br />

<strong>und</strong> für den Atheismus eifern. Auf dem selben Gr<strong>und</strong>e<br />

beruht es, daß die eigentlich materialistischen Systeme,<br />

wie auch die absolut skeptischen, niem<strong>als</strong> einen<br />

allgemeinen, oder dauernden Einfluß haben erlangen<br />

können.<br />

Tempel <strong>und</strong> Kirchen, Pagoden <strong>und</strong> Moscheen, in<br />

allen Landen, aus allen Zeiten, in Pracht <strong>und</strong> Größe,<br />

zeugen vom metaphysischen Bedürfniß des Menschen,<br />

welches, stark <strong>und</strong> unvertilgbar, dem physischen<br />

auf dem Fuße folgt. Freilich könnte wer sati-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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