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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64896 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1821<br />

dezu Widersprechendes. Denn die Schönheit, mit der<br />

jene Gegenstände sich darstellen, beruht gerade auf<br />

der reinen Objektivität, d.i. Interessenlosigkeit, ihrer<br />

Anschauung, <strong>und</strong> würde daher durch die Beziehung<br />

auf den eigenen <strong>Wille</strong>n, welche der Jüngling schmerzlich<br />

vermißt, sofort aufgehoben, mithin der ganze<br />

Zauber, der ihm jetzt einen, wenn auch mit einer<br />

schmerzlichen Beimischung versetzten Genuß gewährt,<br />

gar nicht vorhanden seyn. – Das Selbe gilt übrigens<br />

von jedem Alter <strong>und</strong> in jedem Verhältniß: die<br />

Schönheit landschaftlicher Gegenstände, welche uns<br />

jetzt entzückt, würde, wenn wir in persönlichen Beziehungen<br />

zu ihnen ständen, deren wir uns stets bewußt<br />

bleiben, verschw<strong>und</strong>en seyn. Alles ist nur so<br />

lange schön, <strong>als</strong> es uns nicht angeht. (Hier ist nicht<br />

die Rede von verliebter Leidenschaft, sondern von ästhetischem<br />

Genuß.) Das Leben ist nie schön, sondern<br />

nur die Bilder des Lebens sind es, nämlich im verklärenden<br />

Spiegel der Kunst oder der Poesie; zumal in<br />

der Jugend, <strong>als</strong> wo wir es noch nicht kennen. Mancher<br />

Jüngling würde große Beruhigung erhalten, wenn<br />

man ihm zu dieser Einsicht verhelfen könnte.<br />

Warum wirkt der Anblick des Vollmondes so<br />

wohlthätig, beruhigend <strong>und</strong> erhebend? Weil der Mond<br />

ein Gegenstand der Anschauung, aber nie des Wollens<br />

ist:<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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