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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65167 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2092<br />

wenigstens <strong>als</strong> wahrscheinlich annehmen, daß, bei der<br />

Zeugung, der Vater, <strong>als</strong> sexus potior <strong>und</strong> zeugendes<br />

Princip, die Basis, das Radikale des neuen Lebens,<br />

<strong>als</strong>o den <strong>Wille</strong>n verleihe, die Mutter aber, <strong>als</strong> sexus<br />

sequior <strong>und</strong> bloß empfangendes Princip, das Sek<strong>und</strong>äre,<br />

den Intellekt; daß <strong>als</strong>o der Mensch sein Moralisches,<br />

seinen Charakter, seine Neigungen, sein Herz,<br />

vom Vater erbe, hingegen den Grad, die Beschaffenheit<br />

<strong>und</strong> Richtung seiner Intelligenz von der Mutter.<br />

<strong>Die</strong>se Annahme nun findet wirklich ihre Bestätigung<br />

in der Erfahrung; nur daß diese hier nicht durch ein<br />

physikalisches Experiment auf dem Tisch entschieden<br />

werden kann, sondern theils aus vieljähriger, sorgfältiger<br />

<strong>und</strong> feiner Beobachtung <strong>und</strong> theils aus der Geschichte<br />

hervorgeht.<br />

<strong>Die</strong> eigene Erfahrung hat den Vorzug völliger Gewißheit<br />

<strong>und</strong> größter Specialität, wodurch der Nachtheil,<br />

der ihr daraus erwächst, daß ihre Sphäre beschränkt<br />

<strong>und</strong> ihre Beispiele nicht allbekannt sind,<br />

überwogen wird. An sie zunächst weise ich daher<br />

einen Jeden. Zuvörderst betrachte er sich selbst, gestehe<br />

sich seine Neigungen <strong>und</strong> Leidenschaften, seine<br />

Charakterfehler <strong>und</strong> Schwächen, seine Laster, wie<br />

auch seine Vorzüge <strong>und</strong> Tugenden, wenn er deren hat,<br />

ein: dann aber denke er zurück an seinen Vater, <strong>und</strong><br />

es wird nicht fehlen, daß er jene sämmtlichen Charakterzüge<br />

auch an ihm gewahr werde. Hingegen wird er<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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