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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64658 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1583<br />

die Glieder in Bewegung setzen, <strong>und</strong> deren Lähmung,<br />

oder Durchschneidung, daher die Möglichkeit der<br />

willkürlichen Bewegung aufhebt? Danach sollte man<br />

denken, daß der <strong>Wille</strong>, eben wie der Intellekt, seinen<br />

Sitz allein im Gehirn habe <strong>und</strong>, eben wie dieser, eine<br />

bloße Funktion des Gehirns sei.<br />

<strong>Die</strong>sem ist jedoch nicht so; sondern der ganze Leib<br />

ist <strong>und</strong> bleibt die Darstellung des <strong>Wille</strong>ns in der Anschauung,<br />

<strong>als</strong>o der, vermöge der Gehirnfunktionen,<br />

objektiv angeschaute <strong>Wille</strong> selbst. Jener Hergang, bei<br />

den <strong>Wille</strong>nsakten, beruht aber darauf, daß der <strong>Wille</strong>,<br />

welcher, nach meiner Lehre, in jeder Erscheinung der<br />

Natur, auch der vegetabilischen <strong>und</strong> unorganischen,<br />

sich äußert, im menschlichen <strong>und</strong> thierischen Leibe<br />

<strong>als</strong> ein bewußter <strong>Wille</strong> auftritt. Ein Bewußtsein aber<br />

ist wesentlich ein einheitliches <strong>und</strong> erfordert daher<br />

stets einen centralen Einheitspunkt. <strong>Die</strong> Nothwendigkeit<br />

des Bewußtseyns wird, wie ich oft auseinandergesetzt<br />

habe, dadurch herbeigeführt, daß, in Folge der<br />

gesteigerten Komplikation <strong>und</strong> dadurch der mannigfaltigeren<br />

Bedürfnisse eines Organismus, die Akte<br />

seines <strong>Wille</strong>ns durch Motive gelenkt werden müssen,<br />

nicht mehr, wie auf den tieferen Stufen, durch bloße<br />

Reize. Zu diesem Behuf mußte er hier mit einem erkennenden<br />

Bewußtsein, <strong>als</strong>o mit einem Intellekt, <strong>als</strong><br />

dem Medio <strong>und</strong> Ort der Motive, versehn auftreten.<br />

<strong>Die</strong>ser Intellekt, wenn selbst objektiv angeschaut,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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