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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64603 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1528<br />

nerlicher uns der <strong>Wille</strong> ist, <strong>als</strong> der Intellekt. <strong>Die</strong>s zu<br />

bestätigen können auch noch folgende Thatsachen<br />

dienen.<br />

Der Intellekt gehorcht oft dem <strong>Wille</strong>n: z.B. wenn<br />

wir uns auf etwas besinnen wollen, <strong>und</strong> dies nach einiger<br />

Anstrengung gelingt: – eben so, wenn wir jetzt<br />

etwas genau <strong>und</strong> bedächtig überlegen wollen, u. dgl.<br />

m. Bisweilen wieder versagt der Intellekt dem <strong>Wille</strong>n<br />

den Gehorsam, z.B. wenn wir vergebens uns auf<br />

etwas zu fixiren streben, oder wenn wir vom Gedächtniß<br />

etwas ihm Anvertrautes vergeblich zurückfordern:<br />

der Zorn des <strong>Wille</strong>ns gegen den Intellekt, bei solchen<br />

Anlässen, macht sein Verhältniß zu diesem <strong>und</strong> die<br />

Verschiedenheit Beider sehr kenntlich. Sogar bringt<br />

der durch diesen Zorn gequälte Intellekt das von ihm<br />

Verlangte bisweilen nach St<strong>und</strong>en, oder gar am folgenden<br />

Morgen, ganz unerwartet <strong>und</strong> zur Unzeit,<br />

diensteifrig nach. – Hingegen gehorcht eigentlich nie<br />

der <strong>Wille</strong> dem Intellekt; sondern dieser ist bloß der<br />

Ministerrath jenes Souverains: er legt ihm allerlei vor,<br />

wonach dieser erwählt was seinem Wesen gemäß ist,<br />

wiewohl sich dabei mit Nothwendigkeit bestimmend;<br />

weil dies Wesen unveränderlich fest steht <strong>und</strong> die<br />

Motive jetzt vorliegen. Darum eben ist keine Ethik<br />

möglich, die den <strong>Wille</strong>n selbst modelte <strong>und</strong> besserte.<br />

Denn jede Lehre wirkt bloß auf die Erkenntniß: diese<br />

aber bestimmt nie den <strong>Wille</strong>n selbst, d.h. den Gr<strong>und</strong>-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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